Briefe von der Front

Die folgenden Briefe stammen von Wilhelm (Willi) Eilers.

Feldpost, den 12.12.43

Meine Lieben,

will Euch auf Vater seinem Geburtstag noch eben einen kleinen Brief schreiben. Nach meiner Urlaubsreise bin ich sofort zu einer anderen Einheit gekommen. Jetzt habe ich meine Sporen abgeschnallt, bin jetzt motorisiert. Allerdings merkt man im Schützengraben ja nicht viel davon.Diese Zeit waren wir fast nur Bunker bauen. Mussten mal sehen, dass wir ein Dach übern Kopf bekommen. Jetzt noch bei Muttergrün schlafen gefällt einem doch nicht mehr. Meine Schrift werdet Ihr wohl lesen können. Einen Tisch haben wir noch nicht zur Verfügung. Dieses müssen wir uns noch erst besorgen. Für heute möcht ich schließen. Seid alle recht herzlich gegrüßt von 

Eurem Willi.

Im Felde, den 18.1.44

Meine Lieben!

Zunächst danke ich Euch herzlich für Eure beiden lieben Briefe. Ich freue mich immer, wenn ich etwas von Euch hören kann.  Von mir kann ich Euch nur gutes schreiben. Gestern schrieb Johann mir auch einen Brief, ihm geht es auch ja noch immer recht gut. Solche Nachricht kann man immer gut hören, das beruhigt immer etwas.
Heute hat sich eine kleine Katze zu uns gesellt. Die ist auch durch den Krieg Obdachlos geworden. Jetzt wärmt sie mir jeden Abend die Füße. Meine Lieben ich habe Euch in meinem Brief zwei Marken geschickt, eine davon hat schon mal die Reise gemacht, diese laßt mal verschwinden. Ich schicke Euch  heute eine andere.  Die  habe ich von einem  Soldaten bekommen. Der kommt aus der Stadt und hat sonst keine Verwertung dafür.

Im Felde, den 16.2.44

Meine Lieben.

Zunächst recht herzlich Dank für den Heimatschmaus und Euren lieben Brief, den ich noch dazu erhielt. Nun kann ich ja eine Woche schön belegte Butterbrote essen. Das ist das zweite Paket, dass ich erhalten habe. Diese Marke hatte mir ja ein Soldat geschenkt. Ich wollte ihm dafür ein Stück abgeben, doch leider ist er vorgestern durch einen Granatsplitter verwundet worden und heute bekam ich die Nachricht, dass er auf dem ?Verbandsplatz gestorben ist. Nun kann ich ihm damit keine Freude mehr machen. Von hier kann ich Euch sonst nichts Neues berichten, mir geht es soweit ja noch immer recht gut. Zum krank werden haben wir auch keine Zeit. Ich glaube, Ihr müsst auch mal nach Russland kommen, dann bekommt ihr auch keine Grippe und Erkältung. Hier kann man schon mal  acht Tage nasse Füße habe, dann hat man noch nicht einmal einen Schnupfen. Ob das daran liegt, weil die Luft hier so trocken ist? Wenn der Krieg erst aus ist, was wir dieses Jahr alle Hoffen und Wünschen, und wir dann wieder nach Deutschland kommen, dann werden wir in den Federbetten wohl erst wieder auftauen. Dann habe ich angst, dass die Krankheiten ans Tageslicht treten, aber daran wollen wir ja noch nicht denken, vorläufig ist der Krieg ja noch nicht zu Ende.
Meine Lieben, ich habe jetzt noch eine Bitte. In meiner Kommode im obersten Fach habe.ich eine Tabakdose liegen, ich glaube mit der Aufschrift Baby. Jedenfalls ist ein schwarzer Mann mit einem großen Strohhut darauf. Nun könnt ihr (euch) vorstellen, welche Dose ich meine. Wollt ihr die mir mal mit im Paket herschicken? Ich weiß sonst gar nicht, wo ich meinen Tabak sonst lassen soll. Für heute will ich schließen in der Hoffnung, dass Euch diese Zeilen gesund erreichen.

Herzliche Grüße Euer Willi!

Wilhelm (Willi) Eilers

Landkreis Wardenburg

*1916 - † 19.02.1944

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