Kriegsgefangenschaft im 2. Weltkrieg
"Kriegsgefangene wurden in Lagern untergebracht und größtenteils zur Zwangsarbeit eingesetzt."
Im Verlauf des Krieges gerieten Soldaten der beteiligten Kriegsparteien in Gefangenschaft der Gegner. Diese Kriegsgefangenen wurden in Lagern untergebracht und größtenteils zur Zwangsarbeit eingesetzt. So wurden Kriegsgefangene der Deutschen u.a. in der Rüstungsindustrie, bei Baumaßnahmen, auch geheimen, und in der Landwirtschaft als Ersatz für die eingezogenen Soldaten teilweise unter unmenschlichen und grausamen Bedingungen eingesetzt.
Von Deutschland und seinen Verbündeten waren über 11 Millionen Angehörige der Wehrmacht und Waffen-SS in alliierte Kriegsgefangenschaft geraten, die allermeisten von ihnen in der Schlussphase des Krieges oder erst infolge der deutschen Kapitulation. Ihr Schicksal war sehr unterschiedlich, abhängig von der Gewahrsamsmacht. Es gab allgemein festgelegte Standards, die von der Genfer Konvention 1929 festgelegt wurden, aber diese Standards wurden nicht immer eingehalten.
"Es gab allgemein festgelegte Standards, die von der Genfer Konvention 1929 festgelegt wurden, aber diese Standards wurden nicht immer eingehalten."
Die sehr kalten Winter, insbesondere auch in Sibirien, hatten die Gefangenen in den sowjetischen Lagern bei unzureichender Kleidung zu überstehen."
So gerieten bis einschließlich 1945 etwa 2 bis 3 Millionen deutsche Soldaten in sowjetische Kriegsgefangenschaft. Die Sowjetunion betrachtete diese Soldaten als Kriegsverbrecher und behandelte sie entsprechend. So wurden deutsche Soldaten als Kriegsverbrecher vor Gerichte gestellt und ohne Beweise oder rechtmäßige Verfahren in Haft genommen. Die Soldaten waren in überfüllten Lagern untergebracht und als Zwangsarbeiter in Fabriken, Minen oder beim Bau von Projekten eingesetzt. Die Arbeit war oft gefährlich und gesundheitsschädigend. Es gab nur begrenzt Nahrungsmittel und kaum medizinische Versorgung. Die sehr kalten Winter, insbesondere auch in Sibirien, hatten die Gefangenen in den sowjetischen Lagern bei unzureichender Kleidung zu überstehen. Diese unmenschlichen Bedingungen führten dazu, dass viele Gefangene an Unterernährung, Krankheiten, Erfrierungen oder an Misshandlungen starben. Dazu kommt eine große Anzahl von Soldaten, die bereits im Zusammenhang mit der Gefangennahme verstorben waren. Berechnungen haben bis zu 1 Million Tote im Zusammenhang mit der sowjetischen Kriegsgefangenschaft ergeben.
Diese Kriegsgefangenen hatten zum großen Teil jahrelang keinen Kontakt zur Außenwelt. Sie hatten keine Möglichkeiten, ihre Angehörigen zu informieren, dass sie noch lebten. Briefe oder Pakete konnten sie somit auch nicht erhalten. Die Familien zuhause mussten daher jahrelang auf Informationen über das Schicksal ihrer Väter und Söhne warten. In den 40er Jahren wurden verhältnismäßig wenige Kriegsgefangene von der Sowjetunion freigelassen. Die Sowjetunion nutzte die Kriegsgefangenen auch als Druck in politischen Verhandlungen. Erst 1955 gelang es der deutschen Bundesregierung in Verhandlungen mit der Sowjetunion, die Freilassung der deutschen Kriegsgefangenen zu vereinbaren. Die Freude über die Rückkehr der letzten Gefangenen war allgemein getrübt, da man erheblich mehr Heimkehrer erwartet hatte und sich nun mit dem Tod Hunderttausender Vermisster abfinden musste.
"Die Familien zuhause mussten daher jahrelang auf Informationen über das Schicksal ihrer Väter und Söhne warten."
"Die Entbehrungen und Entfremdungen, die sie erlebt hatten, waren schwerwiegend und hinterließen bei vielen tiefgreifende Spuren."
Nach Heimkehr mussten die ehemaligen Kriegsgefangenen sich erst an die veränderten Voraussetzungen in Deutschland gewöhnen. So kannten viele Kinder ihre Väter nicht mehr. Auch erschwerten den Männern die körperlichen und psychischen Belastungen, die sie während ihrer Gefangenschaft erlitten hatten, in ihr Alltagsleben zurückzukehren. Die Entbehrungen und Entfremdungen, die sie erlebt hatten, waren schwerwiegend und hinterließen bei vielen tiefgreifende Spuren, die oft ihr Leben lang anhielten. Über die Erlebnisse in der Kriegsgefangenschaft konnten oder wollten die heimgekehrten Kriegsgefangenen meistens nicht sprechen.
Dagegen war die Kriegsgefangenschaft bei den Amerikanern, Briten und – mit Einschränkungen – Franzosen in den meisten Fällen weniger belastend. Vor allem wurden die deutschen Kriegsgefangenen, die insbesondere während der kriegerischen Auseinandersetzungen in Afrika 1942/43 gemacht wurden, in den USA mit gutem Essen und sauberer Bettwäsche versorgt. Auch wurden sie als Arbeitskräfte gegen Bezahlung eingesetzt und waren in Camps in Holzbaracken untergebracht. Für die etwa 400.000 Gefangenen standen 150 Camps über die USA verteilt, insbesondere in Texas, bis zu den letzten Entlassungen im Februar 1946 zur Verfügung.
"Die Kriegsgefangenschaft bei den Amerikanern, Briten und Franzosen war in den meisten Fällen weniger belastend."
"Die letzten ihrer Kriegsgefangenen wurden von den Amerikanern im Juni 1947 entlassen."
Insgesamt gerieten 3,8 Millionen Deutsche in amerikanische Gefangenschaft, sodass rd. 90 % in Europa blieben. Hier gab es zeitweise für die US-Armee Versorgungsprobleme für die Gefangenen, sodass als Folgen dieser mangelhaften Ernährungs- und gesundheitlichen Versorgung einige Tausend starben. Die letzten ihrer Kriegsgefangenen wurden von den Amerikanern im Juni 1947 entlassen.
Die Briten behandelten ihre Kriegsgefangenen ähnlich wie die Amerikaner, prinzipiell korrekt unter Beachtung der Genfer Konvention von 1929. Von den insgesamt 3,6 Millionen deutschen Soldaten waren etwa 400.000 in Lagern in Großbritannien untergebracht. Die Briten entließen ihre Kriegsgefangenen 1947/1948 nach Hause.
"Die Briten behandelten ihre Kriegsgefangenen ähnlich wie die Amerikaner, prinzipiell korrekt unter Beachtung der Genfer Konvention von 1929."
"Etwa 700.000 Deutsche wurden nach Kriegsende den Franzosen überstellt."
Schwieriger war die Situation für die Soldaten in französischer Kriegsgefangenschaft. Etwa 700.000 Deutsche waren gleich nach Kriegsende von Amerikanern und Briten den Franzosen überstellt worden. Die französische Armee setzte insgesamt 900.000 deutsche Gefangene unter oft harten Bedingungen zu Aufräumarbeiten, beim Wiederaufbau, in Landwirtschaft, Industrie und zur Minenräumung ein. Auch war die Versorgung dieser Kriegsgefangenen schlecht, weil Frankreich selbst nach dem Krieg große Not litt. Somit starben etwa 30.000 – 40.000 dieser Gefangenen. Die Franzosen entließen ihre letzten Kriegsgefangenen auch erst Ende 1948.