Die Entstehung der Waldschule Hatten
Im Jahr 1945 wurde der Schulbetrieb an der Volksschule Streek an der Bümmersteder Straße wieder aufgenommen. Die Schule war durch den Zweiten Weltkrieg nicht zerstört oder beschädigt worden, allerdings stiegen die Schülerzahlen durch den Zuzug der Vertriebenen und Flüchtlinge von 1945-1949 stark an. Somit wuchs die kleine zweiklassige Volksschule so rasch an, dass man viel zu wenig Platz hatte, alle Schülerinnen und Schüler unterzubringen. Die schwierige Situation der Volksschule Streek geht aus dem Erhebungsbogen vom 15.Mai 1948 hervor.
Demnach hatte die Schule:
- nur 2 Klassenräume mit Ofenheizung
- für 332 Schülerinnen und Schüler wurden 7 Klassen gebildet
- für den Unterricht standen 4 hauptamtliche Lehrkräfte und eine technische Lehrerin (eingesetzt mit 3 Std. Handarbeit) zur Verfügung
- die Schülerinnen und Schüler erhielten zwei Drittel ihres Pflichtunterrichts
- Schulküche, Schülerwerkstätten, „Turnsaal“ gab es nicht
- Lehrmittel waren zu 50% verloren gegangen oder unbrauchbar (einen Etat für Neuanschaffungen gab es offenbar nicht)
- Schüler- und Lehrerbücherei, Rundfunkgerät, Filmapparat sowie Lichtbildgerät und Lichtbildsammlung waren nicht vorhanden
- es gab keine „Schülerselbstverwaltung“, allerdings war ein Elternbeirat gebildet worden
Quelle: Göhler, Günther: Sandkruger Schulgeschichte 1945-1997. S.16.
In diesem Zusammenhang bezeichnete der damalige Oberschulrat Rieckhoff die Streeker Schulverhältnisse als „die schlechtesten im ganzen Verwaltungsbezirk Oldenburg, vermutlich sogar in ganz Niedersachsen“[1] Da das Geld nach dem Krieg knapp war, tat sich die Gemeindevertretung jedoch schwer durch einen Neu- oder Erweiterungsbau ordentliche Unterrichtsbedingungen zu schaffen. In dieser Not gründeten die Eltern des Schulbezirks mit Unterstützung einiger Ratsherren einen Schulverein, der sich die Aufgabe stellte eine enge Zusammenarbeit zwischen den Einwohnern des Schulbezirks Sandkrug und ihrer Schule herbeizuführen. Durch den unnachgiebigen Einsatz erstritt man gegen die Mehrheit des Gemeinderats und der Trägheit der Behörden den Bau einer neuen Schule: Die Waldschule Sandkrug.


Nach zähen Verhandlungen gelang es, ein Grundstück zu beschaffen. Dies war das sogenannte Minengelände, ein im Zweiten Weltkrieg von Brandbomben und Luftminen verwüstetes Waldstück an der Tredde (Schaftrift/Weg der Schafe von den Stallungen zum Weideplatz) nach Streekermoor, und es gelang die Schulbehörde und das Kultusministerium für die Idee „Waldschule“ einzunehmen. Der massive Einsatz des Schulvereins bewirkte schließlich auch die Wende im Gemeinderat, der im September 1953 den Bau einer achtklassigen Schule mit Turnhalle, Hausmeisterwohnung und Verwaltungsräumen beschloss. Im April 1954 wurde durch Bürgermeister Alfred Brommelmeier der Grundstein gelegt und im April 1955 fand die feierliche Einweihung in Gegenwart des Kultusministers Voigt statt, der auch die Festansprache hielt.
Quellen:
Biel, Peter: Sandkrug. Bilder und Geschichten.
Göhler, Günther: Sankruger Schulgeschichte 1945-1997. Eine Chronik. Volksschule Streek (1945-1955). Von der Waldschule Sandkrug zur Waldschule Hatten (1955-1997)